Im Bereich der Krebstherapie ist eine rasante, positive Entwicklung zu verzeichnen, die den PatientInnen bessere Heilungschancen bei guter Lebensqualität während der Therapie ermöglichen, so der Tenor des Pressegespräches anlässlich des Weltkrebstages in der MedUni Wien und im AKH Wien am heutigen Dienstag. Die Gründe: einerseits die Einführung neuer Substanzen, andererseits die zunehmende Personalisierung der Therapien. Aufklärung und Information zu diesen Themen bietet die Initiative Krebsforschung am Wiener Krebstag am 12. Februar 2018 am Universitätscampus – Altes AKH in Wien.
Zielgerichtete Therapien und Immuntherapie
Mit Einführung der zielgerichteten Therapien wurde eine zunehmende Individualisierung der Therapie im Sinne von „maßgeschneiderten Therapien“ möglich. Durch die ständige Identifikation neuer Targetmoleküle, können zunehmend mehr PatientInnen einer sogenannten „personalisierten Therapie“ (Präzisionsmedizin) zugeführt werden. Voraussetzung dafür ist der Nachweis von definierten Mutationen im Tumorgewebe der jeweiligen Patientin bzw. des Patienten.
Im Bereich der Immuntherapie ist eine überwältigende Entwicklung zu beobachten. „Es bietet sich uns zunehmend die Möglichkeit, mit einer breiten Palette an Medikamenten zu therapieren, die individuell auf das Krankheitsbild der jeweiligen PatientIn zugeschnitten werden kann“, berichtet Christoph Zielinski, Leiter des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien und wissenschaftlicher Leiter des Vienna Cancer Center. Letztendlich geht die Entwicklung auch in die Richtung der Kombination von Immuntherapeutika mit einer Chemotherapie.
Schwerpunkt Magen-Darm-Trakt: Neue Behandlungsmöglichkeiten
Das metastasierte Kolorektalkarzinom (mCRC) wird gemäß der Tumorbiologie in vier Subtypen unterteilt, wobei die RAS-mutierten und die RAS-Wildtyp(Wt)-Tumore am häufigsten vorkommen. Bei PatientInnen mit RAS-Wt spielt zudem die Tumorlokalisation (links- vs. rechtsseitig) eine Rolle, da die Lokalisation mit einer unterschiedlichen Tumorbiologie einhergeht. Dementsprechend richtet sich die Therapieentscheidung. BRAF-mutierte Tumoren stellen mit einer Häufigkeit von fünf Prozent eine kleine Subgruppe dar und erfordern aufgrund ihrer schlechteren Prognose eine aggressivere therapeutische Vorgangsweise. Darüber gibt es die Gruppe der sogenannten hoch MSI (Mikrosatelliten-instabilen) Tumore, die ebenfalls etwa fünf Prozent aller mCRC umfasst. Diese sprechen sehr gut auf Immuntherapeutika an – auch auf eine Monotherapie. Ebenso wurden bei bereits vortherapierten PatientInnen Krankheitskontrollraten im Ausmaß von bis zu 90 Prozent erzielt.
„Die Koloskopie bietet bei regelmäßiger Durchführung die Chance, in mehr als 90 Prozent der Fälle einen Tumor im Frühstadium zu entdecken und so rechtzeitig im Zuge der Koloskopie zu entfernen“, sagt Gerald Prager von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des AKH Wien und CCC. „Die Verfügbarkeit der Koloskopie ist in Österreich zu 100 Prozent gegeben, nichtsdestotrotz ist es wichtig, dahingehend die Awareness zu steigern.“
Don’t smoke – das Nichtrauchergesetz muss bleiben
Zum Weltkrebstag am 4. 2. 2018 appellierten die Österreichische Krebshilfe und die anwesenden ExpertInnen nochmals an die neue Regierung, ihre Entscheidung zu überdenken, das bereits 2015 beschlossene Nichtraucherschutzgesetz zu kippen. Für die Österreichische Krebshilfe war die Ankündigung der neuen Regierung, der Anlass, die Petition „Don’t smoke – das Nichtrauchergesetz muss bleiben“ zu starten. Mit mehr als 440.000 Unterschriften bildet die Petition nun den Grundstein für das Volksbegehren der Ärztekammer, das von der Österreichischen Krebshilfe mit aller Kraft unterstützt wird.
„Rauchen ist eine Sucht. Deshalb gehen Verteidigungsargumente von rauchenden Menschen sehr oft an der Wahrheit vorbei“, konstatiert Paul Sevelda, Vorstand der Gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung im Krankenhaus Hietzing, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Er wirkt der gängigen Bagatellisierungen des Rauchens mit wissenschaftlichen Argumenten entgegen.
Große Fortschritte in der Krebsforschung
„Innerhalb der Medizin konnten insbesondere im Bereich der Krebsforschung große Fortschritte erzielt werden. Bei vielen Tumorentitäten wurden durch die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien, im Speziellen durch die Einführung von Immuntherapien, die Heilungschancen deutlich verbessert“, resümiert Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien und Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“. Dennoch würden die meisten Betroffenen, ihre Angehörigen und FreundInnen auf die Diagnose Krebs sehr häufig mit einem Schock und großer Angst regieren. Aufklärung und Information sei hier die beste Unterstützung. Daher veranstaltet der Verein jedes Jahr einen Krebs-Infotag: „Der Wiener Krebstag findet heuer nicht im Rathaus, sondern im Hörsaalzentrum des Universitätscampus auf dem Gelände des Alten AKH statt. Er bietet die Möglichkeit, Informationen über die neuen Entwicklungen zu erhalten, und Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen.“ Der Eintritt ist frei, Anmeldung nicht erforderlich.
Alle Vorträge des Infotages können kostenlos im Internet auf www.leben-mit-krebs.at
angesehen werden. „Die qualifizierte PatientInnen-Fortbildung stellt eine Verbesserung für die PatientInnen-Compliance und damit auch für die optimale Diagnose und Therapiemöglichkeit dar“, so Kornek.
Wiener Krebstag 2018 – Altes AKH in Wien
Am 12. Februar lädt der Verein „Leben mit Krebs“ zum Wiener Krebstag ein. Namhafte ReferentInnen bieten von 9:00 bis ca. 13:45 Uhr ein interessantes Vortragsprogramm über verschiedene Tumorentitäten und deren Therapiemöglichkeiten. Auch Mitglieder von Selbsthilfegruppen stehen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Krebstag 2018 im Hörsaalzentrum/Hof 2 des Universitätscampus – Altes AKH in Wien, Eingang Spitalgasse 2, 1090 Wien:
Montag, 12. Februar 2018, 9-13:45 Uhr. Eintritt frei.
Weitere Infos sowie detailliertes Programm: http://www.leben-mit-krebs.at