Günther Steger, Brustkrebsexperte der MedUni Wien und des AKH Wien, wurde nach internationaler Ausschreibung mit 15. April auf die neu errichtete Stiftungsprofessur für Internistisch-onkologische Brustkrebsforschung an der Universitätsklinik für Innere Medizin I berufen. Steger ist Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien.
Brustkrebs ist der häufigste bösartige Tumor der Frau, dessen Häufigkeit während der vergangenen 25 Jahre deutlich zugenommen hat: musste 1970/80 nur jede 12. Frau damit rechnen, Brustkrebs zu entwickeln, so ist heute jede achte Frau in der westlichen Welt mit dieser Krebsdiagnose konfrontiert. In Österreich erkranken im Jahr rund 6000 Frauen (und ca. 60 Männer) an Brustkrebs. Während bis zum Jahr 2000 parallel zur zunehmenden Häufigkeit auch die Sterblichkeit kontinuierlich zunahm, konnte in den vergangenen 10 bis 15 Jahren eine Umkehr dieser Entwicklung beobachtet werden. Mittlerweile versterben an dieser Krebserkrankung ca. 25-30% der Patientinnen weniger als noch vor 25 Jahren.
Diese Trendumkehr ist zum einen Teil sicher auf die verbesserte Früherkennung durch die Weiterentwicklung der radiologischen Techniken wie Mammographie, Ultraschall und MRT zurückzuführen, zum größeren Teil hat aber die Erforschung und Entwicklung immer effektiverer Medikamente, zu diesem deutlichen Rückgang der Sterblichkeit beigetragen.
Neben klassischer, zytostatischer Chemotherapie und verschiedenen hormonellen und antihormonellen Medikamenten konnten in den vergangenen 10 Jahren vermehrt auch immunologische und molekularbiologische Therapieverfahren entwickelt und eingesetzt werden, die in allen Stadien der Erkrankung zum Einsatz kommen. Zusätzlich können diese neuen medikamentösen Therapiemöglichkeiten auch besser auf die Patientinnen abgestimmt werden, da mittlerweile erkannt wurde, dass unter der Diagnose „Brustkrebs“ ganz verschiedene biologische Untergruppen zu verstehen sind, die entsprechend auch unterschiedlicher medikamentöser Therapieansätze bedürfen. Durch diese Personalisierung und Individualisierung der Therapiemöglichkeiten kann daher heute eine viel höhere Effektivität bei gleichzeitiger Reduktion unnötiger und zum Teil schwerer Therapienebenwirkungen erreicht werden.
Neue Ansätze ermöglichen neue Behandlungsmethoden
Dieser deutlichen Zunahme an verschiedensten medikamentösen Therapiemöglichkeiten wird international Rechnung getragen, indem an den Universitäten und Brustzentren entsprechende Abteilungen und Professuren gegründet wurden, die durch die entsprechende Fokussierung auf die präklinische aber vor allem auf die klinisch-angewandte Forschung in dieser wichtigen Teildisziplin der Klinischen Onkologie die Entwicklungen weiter vorantreiben. Durch die die Errichtung und Etablierung der Stiftungsprofessur für „Internistisch-onkologische Brustkrebsforschung“ als erste derartige akademische Einrichtung im deutschen Sprachraum ist nun – entsprechend dem Leitbild der MedUni Wien „Wissen schaffen, Wissen vermitteln und Wissen anwenden“ – auch in Österreich sichergestellt, dass für dieses wichtige Forschungsgebiet in der Medizinischen Onkologie optimale akademische und klinische Voraussetzungen bestehen.
Zur Person
Günther Steger, geboren in Wien und Vater von drei Kindern, ist Facharzt für Innere Medizin und Hämato-Onkologie. Ein Forschungsaufenthalt führte ihn in den Neunziger Jahren an die University of California (UCLA). Im Jahr 1993 habilitierte er sich im Fach der Inneren Medizin und wurde im Jahr 1998 Außerordentlicher Universitätsprofessor. Als Programmdirektor an der Universitätsklinik für Innere Medizin I leitete er bis dato die Programme „Mammakarzinom“, Adjuvante Therapien“ sowie „Prädiktive Faktoren“. Er ist im Executive Committee des Brustgesundheitszentrum (bgz) der MedUni Wien/AKH-Wien und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (ÖGS), der er von 2009 bis 2010 als Präsident vorstand.
Günther Steger ist langjähriges Vorstands- und Präsidiumsmitglied der Austrian Breast and Colorectal Study Group (ABCSG). Seit 2015 ist er Österreichischer Delegierter beim Multidisciplinary Joint Committee Breast Care der Union Européenne Médecins Spécialistes (UEMS) und ist außerdem Empfänger und Träger etlicher Auszeichnungen und Preise wie zuletzt des Roche Science Awards 2016. Er ist Mitherausgeber sowie Reviewer mehrerer internationaler onkologischer Fachjournale und Gutachter für z.B. den FWF und den Bürgermeisterfonds der Stadt Wien. Sein wissenschaftliches Oeuvre umfasst derzeit über 530 Publikationen (h-Faktor: 42).