Tumorzellen kommunizieren mit anderen Zellen in ihrer Mikroumgebung, unter anderem über biochemische Signal- und Botenstoffe. Zellen aus der Mikroumgebung können dabei die Metastasierung von Tumorzellen fördern. Robert Eferl, vom Institut für Krebsforschung der MedUni Wien und Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien, erforscht die Rolle eines bestimmten Proteins, das von Tumorzellen abgegeben wird (sekretiertes Protein), bei dieser Kommunikation und wie es die Voraussetzungen für die Metastasierung schafft. Er untersucht weiter, ob dieses Signalmolekül auch als Biomarker oder therapeutisches Ziel genutzt werden kann.
Bis zu 90 Prozent aller PatientInnen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs leiden an Metastasen und sind daher mit einer ungünstigen Prognose konfrontiert. Obwohl die klinische Relevanz hoch ist, sind bis heute die molekularen Mechanismen für die Metastasierung noch nicht gänzlich geklärt.
Es ist bekannt, dass die Kommunikation zwischen Krebszellen und den Zellen ihrer Mikroumgebung eine wichtige Rolle bei der Tumorprogression spielt. Das gilt auch für Blutgefäße und Immunzellen. Das Forschungsteam von Paola Martinelli am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien hat ein spezielles Signalprotein identifiziert, das entscheidend für diese Kommunikation beim Pankreaskarzinom sein könnte. Eferl und sein Team führen diese Arbeit nun fort und prüfen, ob diese Vermutung richtig ist und wie man im positiven Fall diese Erkenntnis nutzen kann, um das Management von PatientInnen mit einem Pankreaskarzinom zu verbessern.
Translationale Fragestellungen
Im Rahmen des Projekts beschäftigen sich die ForscherInnen auch mit der Frage, ob dieses sekretierte Protein als Biomarker heran gezogen werden könnte. Sekretierte Proteine werden letztlich meist ins Blut abgegeben, weshalb sie dort auch nachgewiesen werden können. Die ForscherInnen wollen nun klären, ob im Blut von PatientInnen mit einem Bauchspeicheldrüsenkarzinom erhöhte Werte dieses speziellen Proteins gemessen werden können. Im positiven Fall könnte das Protein künftig als Biomarker herangezogen werden.
Der dritte Aspekt des Forschungsprojekts ist, ob das Signalprotein auch ein geeignetes therapeutisches Ziel in der Therapie des Pankreaskarzinoms darstellt. Die ForscherInnen möchten das anhand ihrer Mausmodelle untersuchen.
Eferl: „Die Arbeit von Paola Martinelli wurde unter anderem mit dem CCC Forschungsgrant ausgezeichnet, weil sie ein klassisches Beispiel für eine translationale Studie ist. Im Rahmen der Studie arbeiten GrundlagenwissenschafterInnen eng mit klinisch tätigen ForscherInnen zusammen und profitieren von den gegenseitigen Erkenntnissen indem sie sie auf das jeweils eigene Gebiet übertragen. Das ist typisch für die Forschungsarbeit an einem Comprehensive Cancer Center.“
Über Robert Eferl
Robert Eferl studierte molekulare Mikrobiologie an der Karl-Franzens Universität in Graz und schloss seine Ausbildung 1993 erfolgreich ab. Danach folgten ein PhD-Studium am Institut für Mikrobiologie der Karl-Franzens Universität und zwei Anstellungen als postdoktoraler Mitarbeiter am Institut für Pathologie am Landeskrankenhaus in Graz (1998 bis 1999) und am Institut für Molekulare Pathologie (IMP, 1999 bis 2002). Von 2002 bis 2005 war er Staff Scientist am IMP im Labor von Erwin F. Wagner. Zusammen mit 5 Kollegen gründete er im September 2005 das Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung (LBI-CR) in Wien, wo er von 2008 bis 2011 die Funktion eines stellvertretenden Leiters innehatte. 2011 wurde der Molekularbiologe Assistenzprofessor am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien und habilitierte sich im Dezember 2012 für Tumorbiologie an der MedUni Wien.
Seit April 2014 ist Robert Eferl Assoziierter Professor am Institut für Krebsforschung der MedUni Wien.
Darüber hinaus ist er Mitglied der CAG (Concerted Action Group) für Grundlagenforschung der EASL (European Association for the Studies of the Liver), regelmäßig als Reviewer für internationale Fachgesellschaften tätig und publizierte 2015 gemeinsam mit Emilio Casanova ein Fachbuch mit dem Titel „Mouse Models of Cancer“.
Eferls Arbeitsschwerpunkte sind die Erforschung von STAT Transkriptionsfaktoren bei Leber- und Darmerkrankungen sowie bei der Tumorentwicklung. Außerdem untersucht er molekulare und zelluläre Prozesse in der Tumorumgebung, die die Krebsentstehung beeinflussen wobei hier der Fokus auf tumor-assoziierten Makrophagen liegt.
Titel des Forschungsprojekts:
“Semaphorin 3A in pancreatic cancer metastasis: role as driver, biomarker, and novel therapeutic target”